Artikel bei “BILD online”: Hier entsteht das erste Demenz-Hotel der Welt

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Am 21.09.2015 veröffentlichte Kai Feldhaus von der BILD einen Artikel in der Online Ausgabe der Zeitung:

  

Weil es keinen Urlaub vom Pflegen gibt |

Seit 1994 gibt es am 21. September den Welt-Alzheimertag, um die Öffentlichkeit auf die Situation der Erkrankten und ihrer Angehörigen aufmerksam zu machen. Um das gemeinsame Leben für Demenz-Kranke und ihre Familie ein Stückchen schöner zu machen, könnte es künftig raus aus dem Alltag und rein in einen gemeinsamen Urlaub gehen.

Altdöbern (Brandenburg) – Wer Demenzkranke zu Hause pflegt, kennt das Problem: Urlaub vom Pflegen gibt es nicht.

Man kann Patienten nur schlecht mit in die Ferien nehmen. Sie für die Zeit des Urlaubs in ein Heim zu geben, kommt für viele Angehörige nicht in Frage. Also pflegen die Angehörigen so lange weiter, bis sie selbst vor Erschöpfung krank werden.

In Brandenburg könnte dieses Problem nun gelöst werden. Dort soll das erste Demenz- Klinik-Hotel der Welt entstehen.

Die Idee hatte Experte Rudi Gosdschan. Oft hörte er als Leiter eines Pflegeheims in Süddeutschland die Sorgen der Pflegenden: „Viele wollen ihre demenzkranken Angehörigen nicht weggeben, während sie Urlaub machen. Und oft sind die Patienten nach einer Kurzzeitpflege in schlechterem Zustand als zuvor.“

Also entwickelte Gosdschan das Konzept für ein „Demenz-Klinik-Hotel“.

  • Klinik, weil Demenzkranke von speziell geschultem Pflegepersonal umsorgt werden.
  • Hotel, weil pflegende Angehörige gleichzeitig ausspannen können, in die Sauna gehen, wandern oder Yoga-Kurse belegen, während sie ihre kranken Verwandten versorgt wissen.

Bildschirmfoto 2015-09-23 um 07.25.11Das Hotelpersonal soll gesondert geschult werden, damit es mit Demenzkranken umzugehen weiß. Für die Angehörigen gibt es eine Sauna und Yoga-Kurse

2013 trat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz an Gosdschan heran. Man habe da ein Objekt, das sei vielleicht geeignet. Schloss Altdöbern in Brandenburg, von der Stiftungs-Tochter Brandenburgische Schlösser GmbH bereits zu großen Teilen saniert, sei für seine Idee ideal, sagt Gosdschan.

Bis zu 100 Arbeitsplätze will er in Altdöbern schaffen. Das Hotelpersonal soll gesondert geschult werden, damit es mit Demenzkranken umzugehen weiß.

„Ich habe das damals auf meiner Pflegestation schon im Kleinen umgesetzt. Da waren von der Putzfrau bis zum Hausmeister alle eingehend geschult.“

„Mit Trägern, die das Demenz-Klinik-Hotel betreiben wollen, führen wir schon gute Gespräche“, sagt Gosdschan. Das Schloss in Brandenburg soll nur der Anfang sein, ein Pilotprojekt für das neuartige Konzept.

Nun gilt es, weitere Geldgeber zu finden, die die Schloss-Sanierung zu Ende finanzieren. „Spenden allein werden nicht reichen“, bedauert Gosdschan. „Auch die Politik sollte dieses Projekt unterstützen.“

„Bedarf gibt es überall in Deutschland“, sagt sein Mitstreiter Martin Kütt. „Demenz ist als Thema in der Gesellschaft noch immer nicht in das Bewusstsein der Öffentlichkeit vorgedrungen. Wir müssen handeln. Jetzt!“ 

 

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Vielen Dank für die Genehmigung zum Abdruck.